METHODE
LITERATUR
24./25.03.2026
14.10.2025; 16.12.2025
Der systematische Ablauf dient der zielgerichteten, koordinierten Beratung durch die Gruppe.
Um kollegiale Beratung zielgerichtet und ergebnisorientiert zu gestalten, benötigen die Mitwirkenden ein durchdachtes, klares Ablaufkonzept. Es definiert die Ablaufschritte für den Beratungsprozess, die Aufgaben der Mitwirkenden und deren Zusammenspiel in jedem einzelnen Schritt. Erst durch die Orientierung an diesen Regeln wird kollegiale Beratung zu einem effektiven Beratungsgespräch.
Hier ein Überblick zum Ablaufkonzept zu kollegialer Beratung von Dr. Kim-Oliver Tietze, das im Praxisbuch zu kollegialer Beratung umfassend beschrieben wird. Dieses Ablaufkonzept wurde mehrfach erfolgreich in wissenschaftlichen Studien erprobt und evaluiert.
Egal wie groß die Gruppe ist: Es gibt eine:n Fallerzählende:n, eine:n Moderierende:n und Beratende, die während einer kollegialen Beratung in ihren Rollen bleiben.
Die:der Fallerzählende wird zu einer aktuellen beruflichen Praxissituation beraten. Er:sie formuliert sein:ihr aktuelles Anliegen in Form einer Schlüsselfrage und wirkt daran mit, eine passende Beratungsmethode zu bestimmen.
Der:die Moderierende leitet durch die Phasen der kollegialen Beratung. Er:sie unterstützt den:die Fallerzählende:n durch klärende Fragen, aktives Zuhören und achtet darauf, dass der Beratungsprozess im Sinn des:der Fallerzählenden abläuft.
Die weiteren Mitglieder der Gruppe nehmen die Rolle von Beratenden ein. Sie hören dem:der Fallerzählenden aufmerksam zu, stellen Verständnisfragen und bieten ihre Ideen und Sichtweisen im Rahmen des gewählten Beratungsmoduls an.
Die Kunst einer kollegialen Beratung liegt darin, die Beratung sinnvoll zu fokussieren und der Komplexität des Praxisfalls gerecht zu werden. Der Prozess besteht aus sechs Phasen, die systematisch aneinander anknüpfen.
Erst durch gekonnte, strukturierte Interaktion der Mitwirkenden entsteht ein Beratungsgespräch, das konstruktive Einsichten für den:die Beratene:n erbringt und für alle Beteiligten effektiv und zufriedenstellend verläuft.
01
Casting
In der ersten Phase »Casting« verständigt sich die Gruppe darüber, wessen Praxisfall als nächstes kollegial beraten wird, womit die:der Fallerzählende feststeht. Weitere zu besetzende Rollen sind ein:e Moderierende:r, mehrere Beratende sowie – bei kollegialer Beratung in Präsenz – ein:e »Sekretär:in«.
Die Gruppe orientiert sich über den aktuellen Beratungsbedarf der Anwesenden. Mit Blick auf Dringlichkeit und Wichtigkeit wird ein Praxisfall ausgewählt, der kollegial beraten wird.
Besetzt werden die weiteren Beratungsrollen: Moderierende:r, Beratende und ein:e »Sekretär:in«, die:der die Ideen der Beratenden in Phase 5 notiert.
02
Spontan-erzählung
Die zweite Phase »Spontanerzählung« dient dazu, dass die Gruppe ein differenziertes Verständnis des Fallerlebens der:des Fallerzählende:n gewinnt. Die:der Fallerzählende schildert seine:ihre Perspektive auf das Fallgeschehen. Moderierende:r und Beratende stellen gezielte Verständnisfragen und hören zu.
Der:die Fallerzählende berichtet seine:ihre Sicht auf seine:ihre Praxissituation und geht auf Verständnisfragen der Gruppe ein. Der:die Moderierende unterstützt den:die Fallerzählende:n bei seiner:ihrer Schilderung durch aktives Zuhören und klärendes, fokussierendes Fragen. Die kollegial Beratenden hören aufmerksam zu und stellen erkundende Verständnisfragen.
03
Schlüssel-frage
In der dritten Phase »Schlüsselfrage« entwickelt der:die Fallerzählende, unterstützt durch die Gruppe, eine in die Zukunft gerichtete Frage, die sein:ihr aktuelles Beratungsanliegen widerspiegelt: »Wie kann ich erreichen …?«
Die Schlüsselfrage beinhaltet, welche erwünschte Zukunft der:die Fallerzählende zu seiner:ihrer Fallsituation erreichen möchte. Eine stimmige Schlüsselfrage zu formulieren ist nicht immer einfach. Moderierende:r und Beratende unterstützen den:die Fallerzählende:n dabei, sein:ihr Anliegen in eine passende Schlüsselfrage zu übersetzen.
04
Methoden-wahl
In der vierten Phase »Methodenwahl« verständigen sich Fallerzählende:r und die anderen Mitwirkenden auf ein Beratungsmodul, das den Fokus der Beratung in Phase 5 vorgibt. Jedes der Beratungsmodule bietet dem:der Fallerzählenden einen anderen Zugang zur Reflexion und Lösungsentwicklung.
Der:die Fallerzählende und die Beratenden erörtern, welches der Beratungsmodule für sein:ihr Anliegen passen könnte: Welcher Fokus der Beratung hat das Potenzial, für den:die Fallerzählende:n besonders klärend, stärkend, anregend oder erkenntnisreich sein?
Die folgenden Beratungsmodule sind Beispiele von 20 Modulen, mit denen Anliegen zu Praxisfällen passgenau und kreativ beraten werden. Eine umfassende Methodensammlung findet sich im Praxisbuch zu kollegialer Beratung.
Hypothesen entwickeln
Wie lässt sich das Geschehen und das Verhalten der am Fall Beteiligten anders und sinnvoll erklären?
Hypothesen entwickeln
Wie lässt sich das Geschehen und das Verhalten der am Fall Beteiligten anders und sinnvoll erklären?
Identifikation
Was mögen die am Fall beteiligten Personen denken? Wie geht es ihnen und was möchten sie?
Identifikation
Was mögen die am Fall beteiligten Personen denken? Wie geht es ihnen und was möchten sie?
Resonanzrunde
Welche Gefühle und Reaktionen haben Fallschilderung oder Aspekte davon bei den Beratenden ausgelöst?
Resonanzrunde
Welche Gefühle und Reaktionen haben Fallschilderung oder Aspekte davon bei den Beratenden ausgelöst?
Gute Ratschläge
Welche Tipps und Empfehlungen könnten dem:der Beratenen helfen, die Situation zu verbessern?
Gute Ratschläge
Welche Tipps und Empfehlungen könnten dem:der Beratenen helfen, die Situation zu verbessern?
05
Beratung
In der fünften Phase »Beratung« sind die Beratenden aktiv. Zum Fokus des Beratungsmoduls formulieren sie ihre Beiträge mit Blick auf den Erkenntnis- bzw. Lösungswunsch des:der Fallerzählenden.
Der:die Moderierende erläutert Fokus und Leitlinien des Beratungsmoduls. Die Beratenden tragen ihre Perspektiven, Impulse und Ideen zusammen – mit Blick auf Praxisfall, Schlüsselfrage und Anliegen des:der Fallerzählenden sowie entsprechend Fokus und Leitlinien des Beratungsmoduls.
Der:die »Sekretär:in« notiert die Redebeiträge im Kern mit. Bei kollegialer Beratung live-online schreiben die Beratenden ihre Beiträge in den Chat.
Der:die Fallerzählende hört den Beiträgen der Beratenden in dieser Phase aufmerksam zu und hat Zeit, nachzudenken.
06
Abschluss
Die Abschlussphase der kollegialen Beratung umfasst ein inhaltliches Resümee des:der Fallerzählenden und weitere, optionale Elemente.
Der:die Fallerzählende resümiert Erkenntnisse und Einsichten aus der kollegialen Beratung. Der:die Sekretär:in überreicht die Notizen der Wortbeiträge der Beratenden.
Die Mitwirkenden reflektieren die Güte des Beratungsprozesses, um daraus für die nächsten kollegialen Beratungen zu lernen. Der:die Moderierende erhält ein Feedback zu seiner:ihrer Moderation.
Die Gruppe kann sich danach einem weiteren aktuellen Praxisfall eines Gruppenmitglieds widmen oder das nächste Treffen ins Auge fassen.
Ihre Anliegen und Fragen zu kollegialer Beratung lassen sich am besten im persönlichen Kontakt klären.
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