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Methodik und Ablauf

Kollegiale Beratung in sechs Phasen

Ein systematischer Ablauf von kollegialer Beratung dient der koordinierten und wirkungsvollen Beratung in der Gruppe.

Bei kollegialer Beratung widmet sich eine Gruppe dem aktuellen beruflichen Praxisfall eines ihrer Mitglieder. Um den Beratungsprozess so zu gestalten, dass er für den:die Beratene:n nützliche Erkenntnisse bereithält, müssen sich die Mitwirkenden gut abstimmen. Sie benötigen ein Strukturkonzept, das ihnen eine klare Orientierung für den Ablauf des kollegialen Beratungsprozesses vorgibt, sowie die Aufgaben der Mitwirkenden definiert.

Hier skizzieren wir einen Ausschnitt aus dem Ablaufkonzept zu kollegialer Beratung von Dr. Kim-Oliver Tietze, das im Praxisbuch zu kollegialer Beratung umfassend beschrieben wird.

Die drei Beratungsrollen in kollegialer Beratung

Egal wie groß die Gruppe ist: Es gibt eine:n Fallerzählende:n, eine:n Moderierende:n und Beratende, die während einer kollegialen Beratung in ihren Rollen bleiben.

Icon zur Rolle "Fallerzählende*r" bei kollegialer Beratung, es zeigt eine Kopfsilhouette mit einer Sprechblase

Fallerzählende:r

Sie:er wird zu einer aktuellen beruflichen Praxissituation beraten. Die:der Fallerzählende schildert seine:ihre Perspektive auf das Fallgeschehen, sodass die Beratenden eine Vorstellung davon entwickeln können. Er:sie formuliert eine Schlüsselfrage, die sein:ihr aktuelles Anliegen widerspiegelt, und wirkt daran mit, eine passende Beratungsmethode zu bestimmen.

Icon zur Rolle "Moderierende*r" bei kollegialer Beratung, es zeigt eine Kopfsilhouette mit einem stilsierten Kompass

Moderierende:r

Der:die Moderierende leitet die Gruppe durch die Phasen der kollegialen Beratung an. In der Phase der Spontanerzählung unterstützt er:sie den:die Fallerzählende:n durch klärende Fragen darin, sein:ihr Thema zu entfalten. Der:die Moderierende achtet darauf, die Autonomie des:der Fallerzählenden gewahrt bleibt und die Mitwirkenden wertschätzend mit ihm:ihr umgehen.

Icon zur Rolle "Beratende" bei kollegialer Beratung, , es zeigt eine Kopfsilhouette mit zwei Sprechblasen, in einer ist ein Fragezeichen, in der anderen ein Ausrufezeichen

Beratende

Die weiteren Mitglieder der Gruppe nehmen die Rolle von Beratenden ein. Sie lassen sich durch den:die Moderator:in für die Dauer der kollegialen Beratung anleiten. Sie hören dem:der Fallerzählenden aufmerksam zu, stellen an der passenden Stelle Verständnisfragen und bieten in der Beratungsphase ihre Ideen und Perspektiven entsprechend des gewählten Beratungsmoduls an.

Der Ablauf in sechs Phasen

Die Kunst einer kollegialen Fallberatung liegt darin, der Komplexität des Praxisfalls hinreichend gerecht zu werden und die Beratung sinnvoll zu fokussieren. Der Beratungsprozess wird in Teilschritte gegliedert, die systematisch aneinander anknüpfen.

Auf diese Weise kann durch gekonnte und strukturierte Interaktion der Beteiligten ein Beratungsgespräch entstehen, das produktive Ergebnisse für den:die Beratene:n erbringt und für alle Mitwirkenden befriedigend und erkenntnisreich verläuft.

Icon zu Phase 1 von kollegialer Beratung: "Casting", es zeigt drei stilisierte Stühle nebeneinander

01

Casting

In einer kurzen Runde äußern Gruppenmitglieder anfangs ihre Bedarfe, zu einer aktuellen beruflichen Praxissituation neue Perspektiven und Lösungsideen erhalten. Die Gruppe verständigt sich mit Blick auf Dringlichkeit und Wichtigkeit auf den nächsten Praxisfall, der kollegial beraten wird.

Mit der Auswahl des Falls steht der:die Fallerzählende für die folgende kollegiale Beratung fest. Nun übernehmen die übrigen Mitwirkenden die weiteren Beratungsrollen: Moderierende:r, kollegial Beratende und Sekretär:in.

Ein Gruppenmitglied übernimmt die Aufgaben des:der Moderierenden, der:die die Gruppe durch die weiteren Phasen der kollegialen Beratung führt.

Die anderen Mitwirkenden nehmen die Rolle kollegial Beratender ein. Ein:e kollegiale:r Beratende:r wird zum:zur »Sekretär:in« (nur) für die Phase 5 der kollegialen Beratung. Er:sie unterstützt den:die Fallerzählende:n, indem er:sie die Ideen der Beratenden mitschreibt.

Wenn alle Mitwirkenden bereit sind, kann die Gruppe zur nächsten Phase übergehen.

Icon zu Phase 2 von kollegialer Beratung: "Spontanerzählung", es zeigt die Silhouette eines Kopfs mit einer innen befindlichen Weltkugel

02

Spontan-erzählung

Der:die Moderierende bittet den:die Fallerzählende:n, seinen:ihren aktuellen Praxisfall zu schildern. Der:die Fallerzählende braucht sich auf die Falldarstellung nicht vorzubereiten.

Insgesamt etwa zehn bis zwölf Minuten lang berichtet der:die Fallerzählende aus seiner:ihrer subjektiven Perspektive, was die Gruppe zu seiner:ihrer Praxissituation erfahren sollte, um den Fall einigermaßen zu verstehen.

Der:die Moderierende unterstützt den:die Fallerzählende:n bei seiner:ihrer Schilderung durch aktives Zuhören und klärendes, fokussierendes Fragen.

Die kollegial Beratenden hören dem:der Fallerzählenden vor allem aufmerksam zu, können aber auch sparsam Verständnisfragen stellen. Sie machen sich ein Bild vom Praxisfall, vom Handeln und von den Sichtweisen der darin Beteiligten.

Wenn alle Mitwirkenden eine hinreichende Vorstellung des Praxisfalls aus Perspektive des:der Fallerzählenden gewonnen haben, kann die Gruppe zur nächsten Phase übergehen.

Icon zu Phase 3 von kollegialer Beratung: "Schlüsselfrage", es zeigt drei stilisierte Schlüssel übereinander

03

Schlüssel-frage

Die »Schlüsselfrage« des:der Fallerzählenden spiegelt ein konkretes Beratungsanliegen oder wünschenswertes Ziel in Form einer Frage wider, zu der der:die Fallerzählende Klärungen, Handlungsideen und Perspektiven der Beratenden wünscht: »Wie kann ich erreichen …?«

Der:die Moderierende lädt den:die Fallerzählende:n ein, eine Schlüsselfrage zu seinem:ihrem soeben präsentierten Praxisfall zu formulieren.

Der:die Moderierende und die Beratenden können den:die Fallerzählende:n mit Formulierungsvorschlägen dabei unterstützen, dessen Anliegen in eine Schlüsselfrage zu übersetzen: »Eine Schlüsselfrage könnte sein: Wie kann ich …?« Angeregt durch die Vorschläge wählt der:die Fallerzählende dann eine Schlüsselfrage aus, die dessen:deren aktuelles Anliegen am besten trifft.

Wenn der:die Fallerzählende eine für sie:ihn stimmige Schlüsselfrage gefunden hat, kann die Gruppe zur nächsten Phase übergehen.

Icon zu Phase 4 von kollegialer Beratung: "Methodenwahl", es zeigt drei Kästchen zum Ankreuzen, von denen das mittlere ein X-Kreuz enthält

04

Methoden-wahl

Ein Beratungsmodul konkretisiert, welchen speziellen Fokus und Charakter die Beratung in der nachfolgenden Phase 5 erhält.

Jedes Modul betont einen eigenen Akzent und bietet dem:der Fallerzählenden damit einen anderen Zugang zur Reflexion und Lösungsentwicklung – Klärung, Beratung oder emotionale Unterstützung. Die Gruppe kann auf diese Weise variabel auf das Anliegen des:der Fallerzählenden eingehen. 

Ziel dieser Phase 4 ist, dass sich Fallerzählende:r und Beratende auf ein Beratungsmodul verständigen, das die Interessen des:der Fallerzählenden am besten bedient.

Der:die Fallerzählende kann eingangs ein Beratungsmodul vorschlagen, dass seinem:ihrem Anliegen am ehesten gerecht wird: Welche Art der Beratung könnte für ihn:sie klärend, stärkend, anregend oder erkenntnisreich sein?

Moderator:in und Beratende können den:die Fallerzählende:n mit Überlegungen zur Auswahl unterstützen sowie alternative Beratungsmodule vorschlagen.

Wenn der:die Fallerzählende ein für sie:ihn passendes Beratungsmodul ausgewählt hat, kann die Gruppe zur nächsten Phase übergehen.

Die folgenden sechs Module zur Beratung stammen aus einer Methodensammlung aus 20 Beratungsmodulen, mit denen Anliegen zu Praxisfällen kreativ und passgenau beraten werden. Die vollständige Methodensammlung findet sich im Praxisbuch zu kollegialer Beratung.

Icon zu Phase 5 von kollegialer Beratung: "Beratung", es zeigt Silhouetten von fünf geometrischen Figuren, die einander überlappen

05

Beratung

In dieser Phase sind die Beratenden aktiv, während der:die Fallerzählende vor allem aufmerksam zuhört. 

Die Gruppe der Beratenden ist (auf)gefordert, auf den Erkenntnis- bzw. Lösungswunsch des:der Fallerzählenden mit ihren Beiträgen zu antworten. Dafür fassen sie ihre Annahmen, Ideen oder Gefühle gemäß des gewählten Beratungsmoduls in passende Wortbeiträge.

Der:die Moderierende erläutert anfangs Fokus und Leitlinien des gewählten Beratungsmoduls. Dann lädt  er:sie die Beratenden ein, ihre Gedanken und Ideen für etwa zehn bis zwölf Minuten zu äußern.

Der:die Moderierende achtet darauf, dass sich die Beratenden an Sinn und Leitlinien des Beratungsmoduls orientieren und wacht über den Zeitrahmen. Zudem behält er:sie den:die Fallerzählende:n und sein:ihr Befinden im Blick, und interveniert gegebenenfalls.

Die Beratenden tragen ihre vielfältigen Perspektiven, Impulse und Ideen zusammen – stets mit Blick auf Praxisfall, Schlüsselfrage und Anliegen des:der Fallerzählenden sowie entsprechend Fokus und Leitlinien des Beratungsmoduls.

Dabei sprechen die Beratenden prägnant, konkret und respektvoll. Sie äußern sich abwechselnd, mit jeweils nur einem Kerngedanken pro Wortmeldung. Inhaltlich abweichende oder einander inhaltlich widersprechende Beiträge der Beratenden sind durchaus erwünscht. 

Der:die Fallerzählende hört den Beiträgen der Beratenden in dieser Phase nur zu und lässt sie auf sich wirken.

Der:die Beratende mit der Aufgabe »Sekretär:in« notiert die Redebeiträge der Beratenden im Kern mit. Online schreiben die Beratenden ihre Beiträge in den Chat der Videokonferenz. So kann der:die Fallerzählende sich ganz auf die Inhalte konzentrieren.

Wenn der:die Fallerzählende genügend Anregungen bekommen hat und die Zeit um ist, geht die Gruppe zur letzten Phase über.

Icon zu Phase 6 von kollegialer Beratung: "Abschluss", es zeigt eine Zielfahne wie bei Motorsportrennen

06

Abschluss

Die Abschlussphase einer kollegialen Beratung besteht aus einem inhaltlichen Resümee des:der Fallerzählenden und weiteren optionalen Elementen.

Der:die Fallerzählende resümiert seine:ihre Erkenntnisse und Einsichten bezogen auf seinen:ihren Praxisfall und sein:ihr Anliegen. Er:sie nimmt Stellung zu ausgewählten Beiträgen der Beratenden, die ihm:ihr besonders bedenkenswert, anregend und hilfreich erscheinen. Danach bedankt er:sie sich bei allen Mitwirkenden für deren Unterstützung.

Der:die Sekretär:in überreicht dem:der Fallerzählenden seine:ihre Notizen von den Wortbeiträgen der Beratenden.

Der:die Moderierende kann sich ein Feedback der Beteiligten zu seiner:ihrer Moderation einholen. Alle Mitwirkenden können die Güte des gerade realisierten Beratungsprozesses reflektieren, um daraus für die nächsten kollegialen Beratungen zu lernen.

Damit endet die kollegiale Beratung eines Praxisfalls. Die Gruppe kann sich anschließend oder beim nächsten Treffen einem neuen aktuellen Praxisfall eines Gruppenmitglieds zuwenden.

Das Praxisbuch zu kollegialer Beratung

Wer eine Gruppe aufbauen möchte, die kollegiale Beratung wirkungsvoll praktiziert, findet hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, erprobte Methoden und viele Praxisbeispiele.

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